Albanien

Unsere Reise entlang der Küste Albaniens liegt bereits weit hinter uns.
Die Eindrücke des Landes schwingen noch nach, tiefe Furchen von Fragezeichen hinterlässt dieses Land in mir. 

Mit Freude erinnern wir uns an all die wunderbaren Begegnungen, an die albanische Gastfreundschaft und mit Dankbarkeit an die "Sponsoren".

So hoffen wir, dass Erika und Thilo (wir trafen sie in Stari Bar, Montenegro beim Camp des Olives und beneideten sie um ihr tolles Hillebergzelt :)) sich wieder gut in ihrem Alltag eingefunden haben und blicken mit Vorfreude auf ihren Reiseblog, sei's über Grönlandwanderungen, Kuba oder andere Entdeckungsreisen zum Ursprung der Quelle, wir sind gespannt ;). 

War schön mit euch Raki zu trinken und Gedanken auszutauschen! 

Noch am selben Tag, als wir uns von ihnen verabschiedeten, passierten wir die Grenze zu Albanien. 
Alsbald wehte uns ein anderer Wind entgegen und graue Wolken bedeckten unsere gute Laune. Die Strassen waren umzingelt von pedantisch stinkenden Müllbergen. Viele Strassenköter hatten insbesondere an Percy und seinem Rad einen Narren gefressen und rannten ihm bedrohlich kläffend nach. (Pj: Ja, ich muss zugeben, dass mich der 'Kampf' mit 5 kläffenden, zähnefletschenden, bedrohlich nahegekommenen, Fahrrad-umzingelnden, sich gegenseitig beissenden und wegversperrenden Strassenkötern wärend des 1000 Höhenmeter- Aufstiegs auf den Llogara-Pass nicht gerade in einen Hundeliebhaber verwandelt hat. Ich war vom steilen Aufstieg schon müde genug und mein Puls stieg ins fast Unendliche. Umkehren wollte ich nicht und die Hunde wollten mich aber auch nicht passieren lassen.  Glücklicherweise hatte ein Autofahrer die Szene mitverfolgt und half mir hupend und mit seiner Gruppe Autos zwischen die Hunde fahrend so, dass ich neben den Autos herfahrend die Hundegruppe passieren konnte. "Glück gehabt! ;)", rief er mir aus dem heruntergedrehten Autofenster zu. Wahrhaft. Mittlerweile trage ich jeweils ein halbes Kilo Steine griffbereit mit mir mit, einen (kleinem Warn-)Stein jeweils in der linken Hand haltend. Bis anhin kam ich bei weiteren Szenen ohne Bisse davon, ausserdem sind wir gegen Tollwut geimpft. ;) Von den Alpträumen in der Nacht möchte ich lieber nicht erzählen...)

Zu Beginn hatten wir mühe uns zu orientieren, uns fehlten die Ortsgemeindetafeln, auch hatten Strassen oftmals ebenfalls keine Namenstafeln.

Auf den Hauptstraßen waren es die Fahrkünste der Albaner welche uns so manchen Schrecken in die Knochen gejagt hatten und auf den Nebenstraßen waren es Schlaglöcher und "unbedeckelte" Gullis welche kreative Ausweichmanöver forderten. (PJ: Für mich war der Höhepunkt erreicht als mir in Fier an einer Kreuzung von hinten ein Auto unerwartet auf den Anhänger fuhr, ihn einklemmte und mich dadurch umhebelte. Ich wurde vom Stahlpferd geschleudert und landete inmitten der Kreuzung, auf denen jeweils das Faustrecht zu gelten scheint, auf dem harten Asphalt. Zu meinem Glück konnten alle Autos rechtzeitig bremsen. Ich stand geschockt auf und versuchte dem Auffahrer mit wütenden Handzeichen zu erklären, dass mein Anhänger noch unter seiner Stossstange stecke. Er fand schliesslich den Rückwärtsgang , stieg aus und fragte ob ich okay sei, und während ich zu nicken begann war er schon wieder weg. Ein Mann half mir an den Strassenrand, ein Anderer meinem verbogenen Ross. Ich wollte nur noch weg von der Kreuzung, raus aus der Stadt, dort konnte ich langsam die Schockstarre ablegen.  An dieser Stelle soll auch gesagt sein, dass Cécile da Riesenheilkräfte zu haben scheint, und nicht nur dort. ;) Danke!)


Vereinzelt sahen wir magere Kühe angepflockt auf dürren Landstreifen stehen. Ziegen und Hühner knabberten sich oftmals unbeaufsichtigt entlang der Strassen und Müllberge, - ich will nicht wissen was genau die fressen, aber irgendwie gibt's dann doch Käse und Eier-.

Dürre und sonnengebräunte Schafhirten zogen mit ihren kleinen Schafherden durch karge Böschungen und an den Bunkern vorbei, welche wie überdimensionale Pilze aus der Erde stachen. 

Im Norden wurden auf den Feldern kleine Mengen Mais von Hand geerntet. Riesiges, fruchtbares Agrarland erstreckte sich über weite Ebenen, doch nur wenige Maschienen stehen wohl zur Verfügung um grosse Mengen verarbeiten zu können.

Beim Vorbeifahren riefen uns Schulkinder begeistert "hello" zu, manch einer traute sich sogar hinzustellen, um einen Handschlag zu ergattern. 

Einst verirrten wir uns in eine kleine Seitengasse, dort verlief ein stinkendes, unter Müll verborgenes Rinnsal von Wasser, an einer Ecke wurde Müll verbrannt, auf der anderen Seite blühten Blumen. 
Es schien eher ein ärmliches Viertel zu sein, die Menschen wirkten arm, die Hausfassaden jefoch strahlten bunt, es parkten BMWs und Mercedes in den Einfahrten, spiegelblank versteht sich.

Mercedes Benz von jedem Baujahr düsten an uns vorbei, nach jedem Kilometer erinnerte uns ein Schild "Lavazh spezial" (Autowäsche) daran, dass es in dieser Kultur wichtig ist, nach Aussen ein gutes Bild abzugeben und das bessere und grössere Auto zu fahren als der Nachbar.

Vermutlich waren wir kurzzeittig genau während der Flugameisenpaarungszeit unterwegs. Jedenfalls radelten wir während 20 km immer wieder durch schwarze Flugscharenwolken und bemühten uns alle Öffnungen am Gesicht so gut als möglich zu schützen. Später stellte sich heraus das mein BH als optimales Sammelbecken fungiert hatte...iihhh...

An den grösseren Städten fuhren wir meistens vorbei und die uralten venezianischen Überbleibsel von Kastellen bestaunten wir jeweils aus der Ferne. Je südlicher wir kamen um so wohlhabender schienen Land und Leute zu werden. Mancherorts gab es wohl auch ein funktionierendes Abfalltilgungssystem.

Auf unserer bisherigen Reise hatten wir noch nie so viele herzliche, menschliche Begegnungen wie in der Zeit in Albanien. So warmherzig, offen und grosszügig. So schön!

Da trafen wir auf unseren 1. albanischen Biobauern und wurden mit Granatäpfeln beschenkt.

In einem kleinen Kaffe erhielten wir das Wasser und den Kaffee umsonst. So kuul!

So zum Beispiel in Lushnja, dort nächtigten wir im einzigen Hotel und trafen auf den radreisenden Oli. Wie gut war es, das Erlebte wiedereinmal mit jemandem zu teilen und auszutauschen. Wir hoffen, dass dir die Luft nicht mehr ausgegangen ist und dass du weiterhin freudig radelst und genießt :).

Der "kleine" Llogara-Pass forderte wiedermal sportliche Höchstleistungen, doch auch diese hatten wir heil überlebt. Noch immer ist alles beim Alten, das Hochfahren ist immer noch zäh und das Runterdüsen (max. speed 69,8 km/h) macht riesen Spass. 
Bei der Pause in Himare trafen wir dann auf Sabine, Marius und ihre zwei kleinen, grossartigen Schatzsucher und erhielten ein Bier gesponsert. Herzlichen Dank! 

Wir hoffen ihr habt noch einen schönen Sandstrand gefunden und genießt noch die letzten Ferientage. -Am nächsten Morgen überholten sie uns mit dem Auto-

Auf dem Camping in Radimë, einige Kilometer nach Vlore, lernten wir viele tolle Menschen kennen, denen wir später erneut begegnet sind. 

So trafen wir Lilo und Kurt aus Österreich in Ksamil, dann in Sarandë wieder und wurden von ihnen mit einem tollen Frühstück verwöhnt (Percy freut sich insbesondere über das aufrechte in-einem-Stuhl-sitzen-können und Cécile ist überglücklich, weil sie mit einem Taschenbuch beschenkt wurde. -Nach 7 Tagen war der Roman verschlungen und bei einer netten Dame aus Deutschland bereits gegen neuen Lesestoff eingetauscht worden :))-

Danke euch für die tollen Geschichten, das leckere Frühstück und wir wünschen euch noch nette Erlebnisse und Paddeltouren.

Dann, als uns Albanien an der Grenze zu Griechenland wieder ausgespuckt hatte, trafen wir in Igoumenitsa erneut auf die Radreisenden Gerhard und Stefan und kaum hatten wir sie verabschiedet, liefen uns Jeremie und Stefan über den Weg. Natürlich sahen wir sie dann auch wieder auf dem Camping. Auch sie verwöhnten uns mit einem wunderbaren Frühstück. Sie beschenkten uns mit Schweizer-Schoggi, Muttis Gartenkräutertee und unzähligen Powerfood-Riegel, die reichen uns knapp bis Nepal ;).
Unsere Herzen machten Freudensprünge und wir lernten das Dankbare anzunehmen.

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Kommentare: 2
  • #1

    Oliver (Freitag, 13 Oktober 2017 10:36)

    Hallo,
    Eure Hundegeschichte hört sich ja grauslig an, ähnlich ging es mir.in GR. Bin vor ein paar Tagen angekommen und bleibe jetzt noch 2/Wochen in Chalkidiki bevor es nach Haus geht. Werde hier aber immer wieder reinschauen, möchte wissen wie es bei Euch weitergeht. Bonne route!

  • #2

    Lu (Samstag, 21 Oktober 2017 13:36)

    wow!!! das sind ja abenteuerliche Geschichten! hatte letzte Woche auch eine Begegnung mit einem Hund... ein Schäferhund wollte mich nicht mehr vom Strand in Südfrankreich weglassen! eherlich gesagt, weiss ich gar nicht, ob er mir eigentlich eine Freude machen wollte und sogar mit mir spielen wollte, hihi.. ;-). Auf jedenfall kam er nächsten Tag wieder und wollte sich wohl versöhnen für seine dominante und vielleicht sprachlich nicht ganz korrekte Art :-).
    Gute Weiterreise und... noch ganz viele berührende Begegnungen!