Griechenland - Urlaubszeit

Hier in Griechenland am Arkata Beach sind wir nun gestrandet.

Die sanfte Brandung schlürft über den Sand, türkisfarbenes Meer ergiesst sich zu unseren Füssen und in der Ferne erheben sich sanfte Erdhügel mit Wolkenschaum.

Endlich, nach vielen kilometerreichen Fahrtagen, haben wir uns wiedermal Strandurlaub verdient. :) 

Nachdem wir Stefan und Jeremie kurz nach Igoumenitsa verabschiedet hatten, fuhren wir weiter der Küste entlang, 
vorbei an mir bereits bekannten Orten wie Syvota und Mytika. -Es ist schon seltsam diese Orte via Land zu erreichen und nicht vom Meer aus :) - 

Gelegentlich rollten wir mit Rückenwind beinahe segelnd über die mehrheitlich autofreien Strassen. Der Duft von Thymian, Oregano und Zypressen betörte unsere Nasen und die vielfältigen Aussichten auf türkisfarbene Buchten, riesige Olivenhaine, bunte Berge und Buschland in diversen Grüntönen waren unglaublich befreiend für's Auge. 

Kein Wunder stieg unser Wohlgefühl beträchtlich nach den Erfahrungen auf den albanischen Strassen.

Herrje! Dann hatten wir endlich einen Plan: Auf einem netten Camping eine Woche Fahrradpause genießen, für Sightseeing, Wanderungen, um Bergkräuter zu sammeln, um uns ein wenig mit der griechischen Mythologie zu befassen, für unsere Ueberwinterungsmöglichkeiten zu recherchieren und unseren Muskeln, insbesondere aber auch unseren Allerwertesten, etwas Erholung zu gönnen. 

Der Plan liess sich dann nicht ganz so schnell wie gewünscht realisieren und die idyllischen Vorstellungen hinkten immer etwas voraus. 
-das kennt man ja ;) - 

Auch hier in Griechenland ist die Nebensaison wohl schon länger eröffnet, an der Küste sind viele Tavernen geschlossen, die Strände fast menschenleer und viele Dörfchen gähnen uns verschlafen entgegen. Unsere Reise beginnt nun endlich etwas abenteuerlicher zu werden.

Nach 82 km harter Achterbahnfahrt trafen wir todmüde im kleinen Dorf Riza ein und campten an einem Strand mit faustgross gemuggelten Steinen, dessen Brandung uns zum Einschlafen ein wundersames Konzert bescherte.
So wunderschön es dort auch war, wir wollten doch noch etwas südlicher, die Muskeln zehrten noch von der Erholung. So zogen wir weiter bis nach Preveza. -Dort war der Katamaran Pago Pago von meinen Eltern einst stationiert, doch die Gegend rief keine Erinnerungen in mir hoch-

Nun wurd's jedoch spannend, denn wir glaubten via Unterwassertunnel Aktio erreichen zu können, doch die Zufahrtsstraße war für Fahrräder gesperrt. In einem Café wusste die Bedienung auch nicht genau Bescheid, doch nach einem kurzen Telefon mit ihrer Schwester gab sie uns eine Telefonnummer. Dort könne man anrufen und die Fahrräder würden dann via Fahrzeug transportiert werden. Da staunten wir erstmal.

Dank Percy's aufmerksamen Blickes auf eine kleine Straßentafel konnten wir uns die Telefonkosten sparen, er fand das entsprechende Kontrollhäuschen fast blind, auch den Fahrer, der uns im Pickup und die Räder im Anhänger -kostenlos- durch den Tunnel unterm Meer hindurchfuhr.

Ha! Unsere Stahlpferdchen können sogar tauchen! ;)

Die Nacht verbrachten wir in Pareilos, auf einem bereits geschlossenen Camping, der nun als Weideplatz für die Schafe diente. Der Besitzer wollte uns vorerst abwimmeln, letztendlich gewährte er uns dann doch Unterschlupf und wies uns fürsorglich einen Platz unter einem Blechdach eines Wohnwagens zu, da er starken Regen erwartete. 
Das Wasser aus der Dusche war natürlich kalt, die Waschbecken bereits mit dürrem Laub gefüllt, der Boden reichlich übersät mit Schafdung und beim Zähneputzen sprang mir ein wunderschön grüner Laubfrosch aus dem Abguss entgegen. 
Ne anhängliche Mietze begleitete uns auf Schritt und Tritt, sogar die Nacht verbrachte sie in unserer Apsis, eingekuschelt auf Percy's Packtasche und beglückte uns die ganze Nacht mit absonderlichem Duft aus ihrem Gedärme. -ja, wir hatten so unseren Spass-

In der Nacht fiel kein Tröpfchen vom Himmel und so zogen wir wiederum weiter, denn der Platz hatte noch nichts mit unseren Wünschen gemein. 
Nach kaum 5 Kilometern holte uns dann eine graue Wolke ein und wir harrten plitschnass unter einem Olivenbäumchen aus -einzige Unterstandsmöglichkeit weit und breit-. Bald war der Himmel über uns wieder blau und wir trockneten im Fahrtwind. Auf der Strecke begegneten uns wieder vermehrt "Rennvelöler".
Nach über 100km erreichten wir mit ausgelaugten Muskeln Messalonghi und mussten dort enttäuscht feststellen, dass es keine passende Campmöglichkeit gab. So gönnten wir uns eine Nacht im billigsten Hotel und fuhren am nächsten Tag weiter, obwohl wir uns gerne etwas ausgeruht hätten. 
Die freudige Aussicht auf den Camping am Meer in der Nähe von Patras, im Golf von Korinth, motivierte uns für die letzten Etappen. 
Bei Antarrio standen wir erneut vor einem Rätsel, denn die Verbindungsbrücke zum Peloponnes ist eine Autobahn und die Fussgänger gelangen wie Metalltreppe auf ein Trottoir und überqueren so den Golf. 
Unsere Erkundungstour führte uns jedoch sogleich an den Quai und die Fähre lag bereits da, kostenlos konnten wir hinübersetzen. Wir lernten Spyros (Please forgive me, if I wrote your name the wrong way) kennen. It was nice to meet you and have a chat and some pictures!

Nach einem ausgiebigem Mittagessen dachten wir schon bald unser Ziel erreicht zu haben. Gelassen fuhren wir noch 20km unserem "Urlaubsort" entgegen und dann standen wir vor dem Camping, direkt an der Strasse und kleine Hunde rannten ununterbrochen kläffend um uns herum. Naserümpfend stiegen wir wieder in den Sattel. Maps.me versprach uns einen Zeltplatz in einem Dorf ca. 20 km weiter östlich, in der Nähe eines Parks. Wir suchten vergebens. Da gab's keinen, auch die Anwohner wussten nix von einem Camping. Sie rieten uns da am Strand zu übernachten. Das taten wir dann auch, kurz nach Sonnenuntergang stand das Zelt und bald darauf lagen wir schnarchend im Tiefschlaf. Zumindest Percy, Cécile hatte mal wieder nicht gut auf ihren Körper gehört und musste sich erst übergeben und sich so dem deftigen Mittagessen entledigen, bevor auch sie zur Ruhe fand.

Pünktlich zum Sonnenaufgang stand Percy bereits wieder aufrecht in der Landschaft rum und erneut peilten wir hoffnungsvoll einen eingezeichneten Zeltplatz an, nun jedoch mit Vorsicht, schliesslich lernt man ja dazu ;).

Percy' s Boardcomputer gab dann leider den Geist auf und damit hatten sich die gesammelten 3113 ODO Kilometer im Nichts aufgelöst. Erstaunlicherweise fanden wir bereits im nächsten Dorf eine Ersatzbatterie und die Reise begann wieder bei Null.

So ist's manchmal im Leben, nicht wahr? 

Und wider aller Erwartungen standen wir 20 Kilometer später auf einem netten Campingplatz, hatten ein super Plätzchen, heisses Wasser zum Duschen und klarstes Meerwasser zum Schwimmen. Die Freude hüpfte uns regelrecht aus den Augäpfeln hinaus. Hier bleiben wir erstmal. 

Athen liegt ca. 200 km vor uns und die Sonne wärmt unser Gesicht und Percy kann endlich den Overblow!

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Kommentare: 8
  • #1

    Oliver (Samstag, 14 Oktober 2017 13:00)

    Schöne Fotos, besonders die Schrecke gefällt mir gut. Habt ihr auch schon Gottesanbeterinnen gesehen? Ich jeweils eine in ALB und eine in GR. Tolle Tiere. Nochmal wg. Hunden: hab festgestellt das die meisten reine Maulhelden sind. Soll heißen, wenn man einen Tritt antäuscht, mit nem grossen Stock wedelt oder sie anbrüllt, geben sie schnell klein bei. Stein werfen hat mir auch schon geholfen: Der WauWau dachte es handelt sich um etwas zu Essen und begutachtete den Stein ausgiebig und verlor das Interesse an mir. Soll mir recht sein ;)

  • #2

    cécile (Samstag, 14 Oktober 2017 16:50)

    heila! ja in GR haben wir tatsächlich auch Gottessnbetrrinnen gesehen: Fantastic!
    wir üben uns noch im laut Brüllen gegen Hunde...bei Percy klappte auch der Steinwurftrick ;) gleiche Prozedur wie bei dir. Lass es dir gut gehen :)

  • #3

    Ursula (Dienstag, 17 Oktober 2017 18:08)

    Hallo ihr zwei Geniesser
    Das ihr die Strassen von Albanien mehr oder weniger Heil überradelt habt ist für mich eine Sorge weniger. Albanien hat auch seine guten Seiten, tolle Gastfreundschaft. Geniesst Griechenland und weiterhin gutes radeln.
    Ursula

  • #4

    Stefan und Jeremi (Freitag, 20 Oktober 2017 18:01)

    Liebe Cécil und Percy
    Wir freuen uns riesig, dass Percy den Overblow doch noch hingekriegt hat! Eure Berichterstattung aus Albanien ist so erfrischend authentisch. Sie weckt viele Erinnerungen und ist süffig zu lesen. Das Munggelistein-Konzert ist der Hammer, weiter so! Uns hat der Alltag inzwischen wieder eingeholt.. Schönste Herbsttage haben mich und Petra noch in die heimatlichen Berge gelockt, während Jeremy sich schon wider voll den Gärten widmete. Wir wünschen Euch noch viele erholsame Tage unter der griechischen Sonne, Und sollte es euch doch weiterziehen, so wünschen wir gut Luft im Pneu!
    Herzlich alles Gute und liebe Grüsse
    Stefan und Jeremi

  • #5

    Dad und Mom (Samstag, 21 Oktober 2017 15:28)

    Hallo ihr Lieben
    Fantastisch was ihr schon geleistet habt. Schon über 3000 km auf dem Velo und mit viel Gepäck. Vor ca. 30 Jahren versuchten wir Percy Freude am Velofahren zu vermitteln. Leider lange vergebens. Nun haben unsere Bemühungen doch noch Früchte getragen.
    Letzte Woche sind wir beide in 2 Tagen um den Bodensee gefahren 160 km aber mit EBike.
    Wir wünschen euch beiden viele schöne Erlebnisse und hoffen, dass alles immer ohne Unfall und Krankheit
    geht.
    Liebe Grüsse Dad and Mom

  • #6

    Erika & Thilo (Sonntag, 22 Oktober 2017 14:57)

    Kaliméra!
    Zuerstmal' schön zu lesen, dass es Euch gut geht.
    Und ebenso schön zu lesen, was Ihr schon alles erleben (und lernen) durftet. Auch wenn manche Situation, wie z.B. der Unfall auf der albanischen Kreuzung übel hätte ausgehen können, sind wir überzeugt, dass Ihr das für Euch alles richtig macht und auf dem "rechten Weg" unterwegs seid.

    In der Tat hat uns der Alltag wieder, nachdem wir noch ein paar chillige Tage in Ulcinj genießen durften, noch kurz zum "Mumienküssen" zum Kloster Ostrog gepilgert waren und uns dann noch anderthalb Tage im vollkommen überfüllten und inzwischen total überteuerten Dubrovnik (gehört das jetzt zur Schweiz? ;-) ) angetan hatten.
    Ja die Quellensuche geht auch im Alltag weiter........ Ein paar Dinge aus dem Urlaub, ein paar Einsichten, Erkenntnisse und Ideen haben die Urlaubszeit überdauert und sind eingeflossen in die Zeiten zwischen den Urlauben.
    Manche Quelle, die in der Kindheit fröhlich sprudelte, wurde verschüttet und geriet fast in Vergessenheit. Wir sind dankbar und es ist berührend zu erleben, dass sich in dieser Zeit der eine oder andere Quell wieder seinen weg "an die Oberfläche" zu bahnen vermag. Freilich nicht, ohne etwas zu graben - manchmal anstrengend und auch mit schwerem Gerät.
    Wir wünschen Euch einstweilen natürlich Alles, was Fernradler brauchen: Gesundheit, dass die Technik halten möge, immer einen Unterschlupf usw.. usw.
    Besonders aber, dass Ihr weiter Freude an Eurem Weg habt, sei es durch all' die Begegnungen, die Euch noch bevorstehen oder all' die kleinen und großen Herausforderungen, die Ihr noch meisten werdet.
    Vor allem aber wünschen wir Euch, dass Ihr Eurem Ziel entgegenfahrt; wie auch immer das aussehen mag und was auch immer Euch dort erwarten wird.

    Erika & Thilo

    P.S.
    Das klingt jetzt zwar nach einmaligem Kommentar. Aber wir müssen Euch enttäuschen.
    Wir bleiben am Ball, lesen Euren Blog (mit großem Interesse und Freude) und melden uns auf diesem Wege von Zeit zu Zeit.

  • #7

    Bill (Sonntag, 29 Oktober 2017 11:37)

    Hallo ihr liebe Liebenden
    Jetzt habe ich endlich auch die Homepage gefunden. Habe immer was mit Stallpferd eingegeben. Menno! Also Leute! "Ihr hend recht." Seh eure Fotos, krieg den Koller, sing den ganzen Tag "La Paloma" und hab schon einen Entwurf des Kündigungsschreiben verfasst. Ich platze vor Neid. Diese Bilder zeigen die grossen Freiheit und was alles sonst noch damit zusammenhängt. Ich kann die Luft geradezu schmecken. Kann ich noch zu euch stossen?

    Ich wünsche euch ganz viele inspirierende Erlebnisse, im richtigen Moment viel Glück, viele tolle Seelen zum kennen lernen und natürlich Gesundheit. Immer schön langsam, gelle, "Eis nachem andere" und immer schön die lekke Tomätsche essä. Denn chunz guet. Ach ja und danke vielmals für die Qualle. Sie ist angekommen. Dann machts gut ihr alten Schabracken. Guter Tritt und bleibt sauber.

  • #8

    Christian & Silke (Sonntag, 29 Oktober 2017 14:29)

    Hi ihr zwei Abenteurer
    Ihr scheint ja schon viel erlebt zu haben, tolles Journal und schöne Fotos (insbesondere vom Meer in Griechenland!).
    Wir wünschen euch wenig Gegenwind, wenig tollwütige Hunde und eine weitere gute Reise!
    LG
    Christian & Silke