Chiassas Hellas, Merhaba Turkie

Istanbul Old Center
Istanbul Old Center

....geschniegelt und für die nächsten Kilometer gerüstet fuhren wir mit ausgeruhten Muskeln an der Grenze bei Kipi in die Türkei.

In Alexandroupuli gönnte Percy sich ein "delux"- Programm beim Barber: 4 Männer kümmerten sich abwechselnd um Percys Haarpracht. Eine Prozedur, viermal musste er den Sitz wechseln: Erst Haarewaschen, dann wurden Bart- , Augenbrauen und Kopfhaare gekürzt. Anschliessend auf dem nächsten Sitz wurden Flusen weggewuselt, nochmals Haargewaschen und zum Abschluss nach dem Föhnstyling gefragt und noch Öl in Bart geschmiert, all inclusiv warens 8 €.

Cécile's Kopfbusch wurde ebenfalls gestutzt und friesiert für kostbare 25 €, wobei Percy mit Wifi, Cafe und Kuchen verpflegt wurde. -das hätt ne luxuriöse Nacht im Hotel sein können oder ein leckeres Abendessen :( --(Es ist das zweite Mal, dass sie einen Friseursalon besucht, das letzte Mal war mit der Grosi, da war sie ca. 8 Jahre alt. Sonst hatte sich ihre Mutter stets um den Schnitt gekümmert oder sie hatte selbst gechnippelt).

Natürlich wurden auch die Stahlpferdchen gestriegelt: nun sind die Ketten wieder säuberlich geschmiert und alle Schrüübli sind fix.


Auch unser Ersatzmaterial wurde aufgestockt, nun sind wir gegen jegliche Pannen -die uns in Sinn kamen- in der Pampa gefeit. Ob Ketten- oder Kabelriss, Speichenbruch, Platten oder kaputter Mantel, können alles wieder heilmachen :) -zumindest theoretisch- aber dank YouTube und learning bei doeing werden wirs auch praktisch schaffen...



Nach einem unabsichtlichen Ausflug nochmals in die griechische Pampa fanden wir auf ruhigen Seitenstrassen zur griechischen Grenze, dort reihten sich hunderte von Lastwagen auf dem Pannenstreifen. 

Es stellte sich heraus dass die Zöllner streikten, zu unserem Glück durften wir passieren, da nix zu verzollen. Anscheinend ist der Streik keine Seltenheit, sehr zum Ärgernis der Grenzgänger.

Zwischen den Zollhäuschen von den Griechen und Türken kam uns ein verwirrter Herr entgegen und sprach uns an, er hätte sein Gepäck im Dutyfree vergessen, er befürchte seinen Bus zu verpassen, ob wir nicht seinen Koffer..., da stockte er kurz nach einem Blick auf unsere Gepäckträger, und realisierte dann von selbst,  dass sein Plan mit uns nicht durchführbar war. -schmunzel-


-Das hätte uns grad noch gefehlt, mit Schmuggelware ins neue Land zu fahren-


An der türkischen Grenze mussten wir insgesamt vier Kontrollstellen passieren und jeweils die Pässe vorweisen. Beim letzten Häuschen waren die Beamten dann sogar zu Spässchen aufgelegt. 

 (Das wäre in Albanien und Kroatien wohl mit Entlassung quittiert worden) 


Erstaunt über das unerwartet unkomplizierte Verfahren, fuhren wir dann weiter nach Ipsala, auf der langen Geraden, eingebettet zwischen Reis- und Ackerfelder.


Es war bereits am Dämmern und wir waren todmüde und gelangweilt von der laaangen Geraden. Das erstbeste Hotel stand dann praktischerweise gleich vor uns, als wir am Strassenrand für eine "Zwischenbesprechung" hielten. Der Besitzer sprach jedoch nicht einmal ansatzweise eine uns bekannte Sprache. Mit Handzeichen sowie Stift und Papier erhielten wir dann letztendlich ein selbtgezimmertes "Rumeli" mit pinkigen Betten.

Hier begegnete uns erstmals die Frage ob wir Einzel- oder Doppelbett wünschten. 


Der erste Abendspaziergang auf türkischem Teer war uns dann doch etwas unheimlich. Während wir bei Nebel durch menschenleere Gassen liefen, lauschten wir dem lautsprecherverzerrten Gesang des Muezzin und beobachteten die aus der Dunkelheit auftauchenden Gestalten mit misstrauischem Blick.


Am nächsten Morgen fuhren wir bei Nebel (seit dem Gotthard hatten wir keinen mehr) wieder auf der langen Geraden ohne Aussicht jedoch mit "Jumbo- Bodenwellen". 

So würde sich wohl die Achterbahn im "Extraslowmotionmodus" anfühlen. Kaum hatte man eine dieser hohen Asphaltwellen erklommen, stets nur mit Blick ins blaugraue Nichts, gings dann wieder steil ins Tal hinunter und die nächste Welle bäumte sich bereits am Horizont wieder auf. 


Beim ersten Chaj erhielten wir zu unserer Überraschung Migroszückerli und hatten sogar Blick auf das Einkaufszentrum mit den orangen Lettern -die ersten Heimatgefühle regten sich-.


Am dritten Tag seit Grenzübergang fühlten wir uns dann schon richtig gut akklimatisiert, obwohl uns die Sprache noch immer fremd, waren wir bereits eng mit der Natur verbunden. 


So fährt es sich wie auf Schweizerstrassen zwischen Oberwinterthur und Frauenfeld: entlang an braunen Feldern, welche sich über sanfte Hügelkuppen schmiegen, gesäumt von Laubbäumen in prächtigen Herbstfarben- Nur diese langen weissen Türmchen im Bild holten uns in die Realität zurück. 


In Markala wollte sich Cécile für ein neues Handy erkundigen -das bald 10jährige Samsung ist am schwächeln und hält beim bloggen nicht mehr mit-  leider sprach man nur Türkisch. Per Zufall kam Ender vorbei und übernahm gleich Übersetzung und Beratung. -die hohe Mehrwertsteuer macht einen Handykauf jedoch völlig unattraktiv-
Bei einem Chaj lauschten wir dann Enders Lebensgeschichte und erhielten noch wertvolle Infos über Land und Leute.


Dann zog uns natürlich die Marmaraküste in ihren Bann. Nachdem wir in Tekirdag unsere ersten drei lauwarmen Marroni genossen hatten und in einer Kantine Pilav und Kürbissuppe schlemmten, erreichten wir etwas später einen Camping der erstaunlicherweise in Betrieb war, zumindest gab's eisig kaltes Duschwasser und Meersicht. 
Während wir uns etwas ratlos einen Platz aussuchten, begann es leicht zu regnen. Ein " Anwohner" mit fixem Wohnwagenplatz bot uns dann Unterschlupf unter seinem Unterstand. 


Zwischen alten Fischernetzen und leeren Bierflaschen stellten wir unser Tatonka auf und wunderten uns, denn wir wollten doch eigentlich einen schönen Platz unter den Bäumen...


Naja Cécile hatte dann eh andere Sorgen und verbrachte viel Zeit auf dem Klo... :( (Anmerkung PJ: 10 Minuten vor dem Camping stürtzte Cécile übrigens unerwartet in die Strasse hinein, als sich die vordere Satteltasche mit dem hohen Trottoir verkeilte und der linke Fuss nicht aus der Klickpedale kam, gerade vor einen nachfolgenden Lastwagen. Ca. 10 cm fehlten und der Kopf wäre angefahren/ überfahren gewesen. Ich fuhr mit gellendem Pfiff quer in die Strasse und lenkte die nächsten Autos auf die Überholspur bis Cécile wieder stand. Den Lastwagen hätte ich nicht aufhalten können.  Wir hatten extremes Glück, und ich Schockbilder im Kopf, Alpträume in der Nacht... was wäre gewesen, wenn etc.)
Nach einem heissen Tee mit frischer Zitrone unserer hilfsbereiten Nachbarn war dann alles wieder im Lot. 


Dann rollten wir weiter der Marmarameerküste Entlang und fanden in Semizkum (ca. 60km vor Istanbul) einen Camping mit Heisswasserduschen. Olé!


Dann war sightseeing angesagt: In der Früh am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg zur mainroad. Man hatte uns erklärt, dass dort ein Bus nach Silivri fahre, von dort nochmals ein Bus und dann komme man mit der Metro ins Stadtzentrum. Ahnungslos standen wir am Strassenrand, dank einer netten Dame hielt der richtige Bus und ab da lief es wie am Schnürchen, ohne unser Zutun wurden wir an die richtigen Umsteigeplätze gelotst und mit Tickets versorgt, so dass wir plötzlich mitten in Istanbul standen. 


Was für eine abenteuerlicher Reise durch diese gut befahrene Strassen! Wir waren glücklich nicht auf unseren Stahlpferdchdn durch das Gewusel dümpeln zu müssen! 


Wir nahmen uns Zeit, um an netten Örtchen Kaffe zu trinken und das Spektakel um uns auszukosten und erkundeten gemütlich zu Fuss ein paar Ecken von Istanbul.

Da wir oft einfach der Nase nach liefen, fanden wir uns auch gelegentlich auf Hintergassen wieder, fern vom Touristenschein...

So haben wir das Werkzeugviertel und "Lampenmilieu" abgeklappert und wurden dabei plötzlich selbst zur Sehenswürdigkeit.


Wie freuten wir uns, als wir wieder im Menschengewusel untertauchen konnten. 

Als die Sonne dann bereits am Horizont glühte, machten wir uns wieder auf den Rückweg zu unserem Basecamp. Der Bus fuhr uns dann im Schrittempo durch das Lichtgewimmel an rot- weiss leuchtenden Autoschlangen vorbei. Mit zufriedenem Lächeln sassen wir da und staunten über die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft dieses Multikultivolkes.


Am darauffolgenden Tag quälte sich Cécile mit Migräne im Zelt herum, infolgedessen gönnten wir uns noch ein paar zusätzliche restdays, bevor wir uns dann zur Schwarzmeerküste aufmachten.


Das Essenkochen war stets ein herausforderndes Spektakel und forderte unsere ganze Aufmerksamkeit, denn bereits beim ersten Plastiktütengeraschel scharten sich hungrige Katzen um uns, die sich mutig anpirschten in der Hoffnung auf fette Beute. 


Nach unseren Ausflügen mussten wir dann mit leichtem Ärger feststellen, dass unser Innenzelt von den Katzen als kuschlige Hängematte genutzt wurde. Natürlich hinterliessen ihre Krallen entsprechende Spuren... um schlechte Durchlüftung müssen wir uns nun keine Sorgen mehr machen...


Tja und nun ist es geschehen, Cécile scheint während der letzten Migräneattacke das letzte bisschen Verstand verloren zu haben: Sie schützt nicht mehr den Regenwald sondern unterstützt das türkische Wirtschaftswachstum, denn sie ist nun Besitzerin eines neuen Smartphones inkl. Luxussteuer. Natürlich ist Percy nicht ganz unschuldig und hat sie zum Konsumrausch angestachelt! 

Naja, sie versucht's nun so zu legitimieren, dass das Bloggen nur die Hälfte der Zeit in Anspruch nimmt und als Cameraersatz dient...




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Kommentare: 1
  • #1

    Lu (Samstag, 25 November 2017)

    uuuuuhhh! i love turkey ;,-), enjoy und enjoy istanbul :-). Die Engel sollen mit euch radeln.... passt auf euch auf!! big hug