Discovering the Blacksea coastline of Turkey

Somewhere on the way
Somewhere on the way

Seit über einer Woche rollen wir über Berg und Tal. Bei angenehmen Temperaturen von durchschnittlich 16 C° geniessen wir das Unterwegssein bei Sonnenschein. 

Die Natur erinnert uns an das schweizer Appenzellerland: Unsere Augen schweifen über fruchtbares Land, grüne Hügel, kleine Waldfelder und viele Büsche.

Immer wieder überqueren wir Flüsse auf ihrem Weg zum Meer und fahren entlang der Küstenlinie durch kleinere und grössere Städte.

Im Frühling muss es hier wunderbar grün sein. Selbst jetzt wo die Bäume sich nackt gegen Himmel strecken, entdecken wir gelegentlich blühende Blumen auf dunkelgrünen Wiesen. In den Gärten steht der erntereife Kohl, daneben im frischen Grün wächst der junge Salat.

Auf und zwischen den Hügelkämmen ruhen kleine Dörfer, deren Bewohner uns mit einem freundlichen "Hoşgeldiniz" (Willkommen) begrüssen.
Die Hunde hingegen empfangen uns selten freudig schwanzwedelnd. Oft wird unser Besuch mit lautem Gebell angekündigt, sogleich ist die idyllisch schläferne Dorfatmosphäre ruiniert und wir bleiben natürlich nicht unbemerkt.


Cécile's hintere Satteltasche wurde dabei sogar einmal Opfer eines tätlichen Hundebiss- Angriffs. 
Percy war natürlich schon bereit für das Abwehrmanöver mit Stock, doch überkam ihn beim Anblick der "dicken Wurst  auf Stummelbeinchen" das Mitleid und er beliess den Stock an seinem Ort. Nach fünf etwas schnelleren  Pedalumdrehungen war das "Beisserchen" dann auch schon wieder abgehängt.
 -Die Satteltasche blieb glücklicherweise heil-

Begenen uns Menschen mit kritischem Blick, hilft oft ein herzliches Lächeln oder ein "Merhaba"(Hallo), um dem Gegenüber ein freudiges Nicken zu entlocken. Unser bescheidener Türkisch-Wortschatz ist gelegentlich ein hilfreicher Schlüssel, um in den Genuss der ausserordentlich offenherzigen Gastfreundschaft dieser Menschen zu kommen.

Das "Teçekkür ederiz" (Dankeschön) wird jeweils mit der rechten Hand auf dem Herzen untermalt. -Mir gefällt diese schlichte Ausdrucksform, welche eine solch aussergewöhnlich achtungsvolle Ehrerweisung ausstrahlt-

Überhaupt beobachten wir mit Faszination die graziöse Haltung der Menschen und ihre edel ausgeführten Gesten.

Ich bewundere die schönen und zierlichen Frauen, welche ihr Haupt unter bunten Tüchern verstecken und sich trotzdem frei und anmutig in der Öffentlichkeit bewegen. Natürlich sehen wir auch viele Frauen ohne Kopftuch, deren Schönheit unglaublich betörend wirken muss... Aber bekanntlich ist das Fremde begehrenswerter. So scheinen hier bei den männlichen Geschöpfen insbesondere die blonden deutschen Frauen hoch im Kurs zu sein. Wie ich später erfahren durfte, sind in dieser Region auch russische Mädels sehr gern gesehen. 
-Natürlich sind diese Zeilen nicht von Percy geschrieben, der ist viel zu anständig um sowas überhaupt zu erwähnen. -

Das typische Dorf und Stadtbild wird geprägt durch die Çay Salunis,  in denen pensionierte Herren Tavla und Okey (Rummy) spielen, von Yemeği Sofrasi's (Kantinen) in denen Köfte, Merçimek Çorba, Fasylie und Kebab gegessen wird, von kleinen und grossen Plätzen mit Denkmälern Attatürks und Flugscharen von Tauben, von Simitverkäufern und Schuhputzern, welche mit ihren wunderschönen Schatullen am Strassenrand sitzen. Die Strassen sind voll von menschlicher Lebendigkeit und nebst den Moscheen sind die freien Hunde und Katzen nicht wegzudenken.

Man pflegt mehrheitlich einen liebevollen Umgang mit den Vierbeinern, sie werden gefüttert und erhalten gelegentlich auch einen freundschaftlichen Klaps auf den Kopf.
Viele Hunde tragen einen Plastikohring als Zeichen ihrer Sterilisation. So versucht man das freizügige Treiben und die Population etwas in Schach zu halten. Öfters hören wir jedoch Geschichten darüber, wie die Menschen mit Freude ihre kleinen "Poppies" verhätscheln und sie dann aber, sobald sie grosse Hunde mit grossen Bedürfnissen sind, vor die Tür setzen. So trifft man nicht selten auf wunderschöne Rassetierchen die schmuddelig und zottelig im Strassengraben nach Nahrung scharren. 
Die scheuen Katzen bevorzugen es hingegen  sich hauptsächlich in Mülltonnen und am Fischerhafen aufzuhalten.

Percy hatte schon in Griechenland befürchtet, dass er in der Türkei auf sein Feierabendbier verzichten muss, denn der Konsum von Alkohol geniesst hier selbstverständlich eine besondere Stellung.
In den Restaurants an den Stränden gehört der Ausschank von Bier und Rakı zum guten Ton der Liberalen. Selbst im kleinsten Dorf gibt es kleine Tekelshops, welche Alkohol verkaufen und dem Käufer diesen dann, in schwarzer Plastiktüte verpackt, mitgeben. 
Man konsumiert das besondere Getränk gerne Abends wenn es dunkel ist, im geparkten Auto am Meer oder in einer Piknik Alani im Wald. Die Glasflaschen werden anschliessend unfachmännisch entsorgt und landen in tausend Scherben auf der Strasse, sehr zum Leid für uns Fahrradfahrer.

An manchen Orten haben wir neben den öffentlichen Mülleimern grosse 5 Liter Petflaschen gesehen, welche als Sammelbehälter für blaue Petdeckel dienten.
Noch sind wir auf der Suche nach der Erklärung wozu diese gesammelt werden.

Wir dürfen hier eine unglaublich grosszügige Gastfreundschaft geniessen, mit wenigen Ausnahmen sind wir stets willkommene Gäste und mit unseren Fahrrädern natürlich auch eine Attraktion, welche oft mit Neugierde und Respekt quittiert wird.

Erneut wurden wir reich beschenkt mit freudigen Begegnungen und guten Erfahrungen und wollen euch diese natürlich nicht vorenthalten. ;)

Breakfast in Karasu
Breakfast in Karasu




Looking back - Rückblick

 

Nachdem wir uns in Karasu bei der Unterkunftssuche wiedermal über den Tisch ziehen liessen und über unsere lächerliche Naivität ärgerten, haben wir unsere "Schlafplatzsuche" optimiert und ein spezielles Prozedere entwickelt, um uns vor unserer eigenen Torheit zu schützen, sowie allfällige Kommunikationsmissverständnisse untereinander zu vermeiden. So hoffen wir uns in Zukunft vor überrissenen Preisen und bösen Überraschungen zu bewahren. -schmunzel- 

 

Denn bisher war für uns die Warmwasserdusche sowie eine ebene Liegefläche für das Zelt elementar. 

Wir glaubten nun lediglich den Fokus auf kostengünstige "Konaklamas"  (Unterkunft) zu richten, doch da haben wir uns gewaltig geirrt!

 

 Wiedermal stellen wir fest, dass das Verständnis von Sauberkeit und Heisswasser sehr unterschiedlich sein kann.

 


Eastend of Ereğli
Eastend of Ereğli

Sightseeing in Ereğli

 

Beim Abendspaziergang in Ereğli entdeckten wir eine kleine Velowerkstatt. Der supernette Mech wollte gerade Feierabend machen, doch als er uns sah, bat er uns herein. 

 

Er hatte genau das was wir brauchten: Ersatz Scheibenbremsen Pads und Zeit, um am nächsten Morgen Percys Pferdchen wieder auf Vordermann zu bringen, denn das eine Schaltkabel war schon am ausfransen und der hintere Wechsler musste etwas justiert werden.

 

So erlaubten wir uns einen Sightseeingday und besuchten die Höhlen des Herkules.

Der griechischen Mythologie nach sei der Held dort im Rahmen seiner 12 Prüfungen in die Tiefen des Hades (Unterwelt) gestiegen, um Zerebros (den dreiköpfigen Höllenhund) zu besiegen und ans Licht der Oberwelt zu bringen.

 

Eine weitere Höhle mit einem uralten  Bodenmosaik erinnerte an die byzantinische Zeit, welche vermutlich damals für Riten des Auferstehungskultus dienten.

 

In der Stadtmitte fanden wir bei einem sympathischen Gewürzhändler leckere Nüsse und Tee. Kaum hatten wir bezahlt, wurden wir auf einen Tee eingeladen und plauderten so gut es ging.

 

Erstaunlich wie man sich auch mit wenig verfügbaren Worten irgendwie verständigen kann.

 


Ahmet our special tourguide
Ahmet our special tourguide

As we were standing in a street in Zonguldak, we were picked up from the symphatic Ahmet. He invited us for lunch and after a chat in a fiew words in english, german and turkish, he offered us, to spend the night at his home as his guests. 

Of course we couldn't deny his invitation.

 

During the Citytour we have met his cycling friend and we have had interesting talks.

 

We spent a very great time with him and I'm telling you, we felt like kings in his hospitality. We enjoyed a greate dinner and his breakfast was so incredible, that our stomachs were fully filled up with a lots of delicious food. We enjoyed his company very much! Çok güzel!!!

 

We still can't believe, that we have met such a generous man, but we still feel so lucky about it.

 

In the next morning we cycled some kilometers together in direction to Filyos and said goodbye.

 

One day later, because of the bad weather,  he visited us in Filyos at the Candede otel for breakfast. By the way he showed us some good strategic mooves in Tavla. 

At Lunchtime the sun came up and we thought we could cycle to Bartın and said good bye again.

But while we were packing our stuff, we realised that we were so tired, that we stayed in Filyos for another restday.


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In Zonguldak trafen wir auf Ahmet der uns sogleich als Gäste aufnahm und uns wie Könige behandelte.

 

Wir waren komplett überwältigt und manchmal auch überfordert ab soviel Offenheit und dieser unermesslichen Gastfreundschaft. Es war unglaublich!

 

Wir schlemmten ein gewaltiges Abendessen mit leckerem Gemüse und beim gigantischen Frühstücksbuffet assen wir, dass wir beinahe platzten. 

 

Ahmet begleitete uns tags darauf sogar noch ein paar Kilometer in Richtung Filyos, bis er sich dann verabschiedete und unsere Wege sich trennten.

 

Infolge des schlechten Wetters kam er uns dann sogar noch in Filyos besuchen und wir Frühstückten zusammen. Dabei brachte er uns auch noch ein paar clevere Tricks im Tavla spielen bei, doch wir sind immer noch soo langsam.

 

Ach war das ne schöne Begegnung!


Tavla, the favorite game of Turkey
Tavla, the favorite game of Turkey

We arrived in Filyos while some women have been demonstraiting on bycicles. It was a big coincidence that we have met them at the Candedes Otel, but it shaked me up. 

At that time I realised once more, that its a greate privilege to feel at least most of the time save and free as a women in Switzerland.

 

Because of the rainy weather we stayed almost a week in Filyos and met good friends.

During a Beachwalk we have bumped into Eyüp, a türkish guy who used to live in Germany, we helped him rescuing three Dogs, who couldn't get over the cliffs by themselves.

 

I'm so glad to meet openminded and kindhearted People! Thank you so much! In a world of so strange happenings, stupid fights and guiltyness it's incredibly enriching to find humans with honestly hearts.

 

That crazy -please understand this adjective in it's positiv meaning- guy heard about my birthday and organised a greate evening with his friend Gerçek from Ankara.

They even lighted up candles on a Birthdaycake, I couldn't believe it!

 

 Again we were so overwhelmed about the turkish hospitality! 

 

Still we are learning to simply accept this wonderful presents of human friendliness mixed with turkish generousity. 

 

It's such a greate pleasure, I really feel bad about myself, but I'm learning an important lesson about live.

 

Well so it happend, that we have been sitting in the same Restaurant like the Mayor of Çaycuma. He heard about our cycleadventure and invited us to visit his town. Well of course we couldn't deny, so now we are very excited to meet him and see the town, it has extra roads for bicycles.


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Als wir am letzten Sonntag Filyos erreichten und vor einem Hotel die Zimmerpreise checkten, standen wir plötzlich mitten unter einer Schar von Frauen und sahen uns in diverse Handycameras Lächeln. 

 

Eine Englischlehrerin erklärte uns, dass man hier für eine soziale Sache demonstrieren werde, denn vor wenigen Wochen sei eine fahrradfahrende Frau von einem Mann verletzt worden, was natürlich nicht zu tolerieren sei.

Da waren wir zwei Exoten ja grad am rechten Ort gelandet.

 

Tja und dann zog wiedermal eine Schlechtwetterfront über uns hinweg und so blieben wir gemütlich im warmen Cafe unseres kleinen Hotels sitzen und genossen einen Chillday mit Caj trinken und Tavla spielen. 

Wir blieben letztendlich knapp eine Woche in diesem kleinen Fischerdorf, denn erstaunlicherweise hatten wir jeden Morgen wieder einen Grund um zu bleiben. 

 

Wir waren oft damit beschäftigt unsere 2 Kilo Haselnüsse zu knacken. Denn seit einigen Tagen schleppten wir diese geschenkten Köstlichkeit mit uns herum, bis wir hier endlich eine Zange ausleihen konnten... 

(man sagte uns, nachdem Percy nach über 4  Stunden Arbeit 500 Gramm erknackt hatte, dass hier 1kg geschälte Nüsse für 15 TL zu erhalten seien... nagut, trotzdem haben wir quasi 2 Franken erarbeitet)

 

Wie wir erst später bemerkten, musste wohl Percys pantomimische Übersetzung für das Wort "Nussknacker" so extraordinär lustig gewesen sein, dass am nächsten Tag das halbe Dorf darüber Bescheid wusste.

 

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Während eines Strandspazierganges sahen wir einen jungen Mann (Eyüp) und drei Hunde in einer kleinen Bucht unterhalb unwegsamer Klippen. Total erstaunt, einen deutsch sprechenden Türken anzutreffen, halfen wir ihm bei der Rettung der Hunde. Sie waren ihm nähmlich gefolgt und fanden dann dummerweise und vor Angst winselnd, keinen Weg zurück über die steilen Felsvorsprünge.

Gemeinsam konnten wir dann die widerspenstigen Vierbeiner hoch heben, sodass sie bald wieder schwanzwedelnd flanieren konnten.

 

Anschliessend kletterten wir mit Eyüp dann den Hügel hoch zu einem historischen Castell und kämpften uns dabei durch einen Dornröschen-Wall. 

Kaum hatten wir das Ziel erreicht, stand ein finster dreinschauender Wachmann über den alten Steinen. Anhand seiner Gestiken war auch ohne ein Wort zu verstehen klar, dass unser Besuch nicht wirklich erwünscht war. Natürlich war auch fotografieren verboten, doch ausser der tollen Aussicht auf das Dorf am Meer war der Anblick der alten Mauern, welche neu zementiert waren, sehr unspektakulär. Eyüp, der in diesem Dorf aufgewachsen war, erzählte uns natürlich interessante Dinge und zeigte sich sehr enttäuscht über die misslungene "Restaurierung".

 

Dank Eyüp wurde dann Cécile's Geburtstag am Dienstagabend mit leckerem Essen und türkischem Rakı -aus Deutschland-, in einem netten Restaurant gefeiert. Der verrückte Kerl hatte sogar eine Torte organisiert. Was war das doch für eine freudige Überraschung! Unvergesslich! 

 

VIELEN HERZLICHEN DANK!!!

 

Wir lernten da auch seinen Freund Gerçek aus Ankara kennen und wussten uns in sicheren Händen: Eyüp ein hervorragender Translater und Guide offerierte uns jederzeit seine Hilfe und auch Gerçek (Anwalt) bot uns seine Hilfe an, falls wir hier in der Türkei in der Patsche sein sollten. 

 

Wir durften eine solch offene und grosszügige Gastfreundschaft erleben, dass es uns auch jetzt noch überfordert, angemessene Dankesworte zu finden und wir sind schlichtweg berührt dank dieser wunderbaren Geschenke.

 

Am Mittwochabend wurden wir nochmals auf ein Bierchen zum Abschied eingeladen, denn die Wetterprognosen für den Folgetag standen gut.

 

Als wir dann im Restaurant sassen, wurden wir via Gerçek vom Bürgermeister von Çaycuma (ca. 25 km weiter nördlich) auf einen Besuch am Freitag eingeladen.

Wir wurden darüber unterrichtet, dass dieser Mann eine sehr gute Arbeit als Bürgermeister leiste, er sei ein Befürworter der Fortbewegung per Rad und Fuss und hätte daher auch Radwege in der Stadt geschaffen und viele andere fortschrittliche Erneuerungen lanciert.

 

Es war klar, ein solches Gastangebot ist für uns eine grosse Ehre und wir würden es keinesfalls ablehnen. Wir haben jedoch noch keine Ahnung was uns im Rahmen dieser Einladung erwarten wird. 

 

Wir wurden von unseren neuen Freunden dezent darauf vorbereitet, dass wir möglicherweise für die Lokalzeitung  interviewt und fotografiert werden könnten.

 

Na wir sind gespannt, Eyüp wird uns als Dolmetscher natürlich mit dem Fahrrad dahin begleiten.


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