Uzbekistan - bisher 9478 Kilometer gerollt

Nun liegt der knackige Teil unserer bisherigen Tour vor uns: der Pamir Highway.
Die Strasse M41 verbindet Dushanbe in Tajikistan mit Osch in Kirgisistan. Während 1500 Kilometern führt sie durch Berg und Tal, entlang der afgahnischen Grenze bis hinauf auf 4500 Meter hohe Pässe.

45 Tage haben wir Zeit, 12'000 Höhenmeter sind zu überwinden und unsere Hinterteile sind jetzt schon wieder wund...
da brauchen wir nicht nur guten Rückenwind und ausreichend Luft in den Reifen, sowas wie "permanent Sitzleder mit paineraser" ist angesagt!

Bei diesen Zahlen regt sich auch schon etwas Sehnsucht nach dem schweizer Kraftriegel... Stefan und Jeremie, wo seid ihr???

Wir sind gespannt wie wir uns da oben vegetarisch verköstigen können... vorsichtshalber haben wir uns schon mal mit ausreichend Linsen eingedeckt... und ich habe immer noch 400 gramm grüne Dörrbohnen aus der Tägerwiler Migros im Gepäck :)

Aber ich habe schon wieder vorgegriffen, noch sind wir ja in Usbekistan...


 

Die Grenze von Turkmenabat nach Alat hatten wir problemlos überquert: der Arzt "schoss" mit seinem pistolenartigen Thermometer uns mitten ins Gesicht. 35° Grad = alles in Ordnung.
Der Polizist stempelte die Pässe und fuhr ne kleine Runde mit meinem Rad, die Soldaten plauderten freundlich mit uns, wir fühlten uns tatsächlich herzlich willkommen!

Nachdem ersten Tag in brütender Hitze auf einer Fahrbahn die mehrheitlich aus Löcher als aus Asphalt bestand, wollten wir in einem Restaurant einkehren. Wir erhielten sogleich die Einladung unser Zelt im Garten aufzustellen und als der Mann aus der Moschee zurück kam, gab's "Plov" (Reisgericht mit etwas Rosinen und Karottenstreifen) -die Fleischklumpen oben drauf gaben wir dem Mann-

Wie nett, alles ohne ein Wort Englisch.
Frühmorgens um 6 Uhr hüpften wir wieder über das,  was man nicht mehr Strasse nennen kann und erreichten Bukhara am Nachmittag.

Dort im Hostel trafen wir unsere liebgewonnenen Kölner wieder und einen Haufen anderer Reisende, sogar Charles- Henry sass da eines Morgens beim Frühstück. Unglaublich wie klein die Welt ist! Mittlerweile fährt er schon auf dem Pamir...

Wir flüchteten aus der Stadt, entflohen der Hitze zu einem See in der Nähe und chillten da einen Tag mit unseren neuen Freunden. Gemeinsam waren wir dann noch zu Gast bei einer ehemaligen Deutschlehrerin. Extra für uns kochte sie das nationale Gericht: Manti.

Ich brachte es natürlich nicht übers Herz unsere Gastgeberin zu beleidigen und verdrückte zwei der mit Fleisch gefüllten Teigtaschen. Glücklicherweise war Dominik dabei, der dann all unsere Mantis, die wir ihm "unbemerkt" auf den Teller schmuggelten, noch zusätzlich ass.
Der Englischlehrer aus dem Dorf kam dann auch noch vorbei und bei paar Gläsern Bier lernten wir etwas mehr über die Uzbeken kennen.

Nach einer kurzen Nacht fuhren wir dann wieder in früher Morgenstund weiter Richtung Samarkand, in der Hoffnung bald ein Hotel oder eine Gaststätte zu finden, um die geforderte Registrierung zu erledigen.
Unglücklicherweise mussten wir über 90 km fahren bis wir dann ein Hostel fanden. So trennten sich unsere Wege von Steffi und Dominik mit dem Wissen, dass wir sie vermutlich in Samarkand wieder treffen. --Percy und Dominik fieberten schon dem Fußball-WM - Spiel entgegen-



Wenn andere zur Arbeit fahren
Wenn andere zur Arbeit fahren

Seit bald zwei Wochen fahren wir durch das von der Sonne heiss geliebte flache Steppenland und schmachten dahin. Tagsüber lassen wir die Stahlpferdchen ruhen, bestenfalls im Schatten eines Laubbäumchens. Wir radeln morgens jeweils ab sechs Uhr, bevor das Thermometer auf über 40°Grad steigt und wir mit dem Asphalt verschmelzen, und Abends gegen 17 Uhr, wenn die Luft sich leicht abkühlt.

Es ist seltsam, hier verständigen wir uns mit einem gemisch aus russischen, türkischen und Farsi- Wörtchen und natürlich Händen und Füßen. Es klappt ganz gut und es gibt viel zu lachen wenn wir unseren Publikum die "Huhn-Ei-leg- Gebärde vorführen.

Die Menschen hier sind wie in den bisherigen Ländern sehr gastfreundlich. Seit dem Iran sind keine drastischen kulturellen Unterschiede spürbar, die muslimische Religion ist auch hier überwiegend verbreitet und alles war ja einst auch Persien...

Die Menschen auf dem Land arbeiten hart, alles von Hand, Traktoren sieht man echt selten. Wir fahren an goldenen Weizenfeldern vorbei und hochstamm Äpfelbäume wachsen überall, riesige Kirsch- und Aprikosenbäume stehen an den Strassen, die Äste schwer von dem vielen Obst.

Ich bin glücklich darüber, dass hier die Flüsse tatsächlich mit Wasser und nicht mit Müll gefüllt sind. Gelegentlich kühlen wir uns in dem schlammigen nass und reden uns ein, dass erdige Wasser sei heilsam für die Haut.

Überhaupt liegt erstaunlich wenig Müll herum im Vergleich zu Iran.
Bald entdecken wir auch den Grund: Jungs und Mädchen mit von der Sonne beinahe schwarz gebrannter Haut sitzen auf müden Eselchen und sammeln den Plastikmüll ein. Wieviel Pfand sie wohl erhalten? Was die Eltern wohl damit machen?

So oft wie möglich Zelten wir, oder schlafen einfach bei den Schattenhäuschen neben dem Ackerland etwas abseits der Straße, so sind wir dann morgens auch schnell wieder im Sattel und fahren mit den Einheimischen und begleiten sie ein Stück zu ihrer Arbeit.

Ungünstigerweise müssen wir uns jede dritte Nacht in einem Hotel registrierten lassen, wobei, angesichts der schwarzen Brühe die beim duschen den Abfluss runter rinnt, scheint es auch angebracht zu sein. -grins-


Ja und so sind wir wiedermal in einer Stadt angelangt,  Samarkand, einst wichtiger Handelspunkt der Seitenstraße.


Wir treffen auf Reisende mit Fahrrad,  Auto und Motorrad, sie alle sind auf dem weg hoch über die Berge zu den sagenhaften Tälern.

Wir sind gespannt was uns erwarten wird und wenn wir alles wieder sehen werden...