Kathmandu erreicht

Da sind wir nun doch tatsächlich in Kathmandu!


Die letzten 250 Kilometer unserer Radreise beanspruchten noch unsere letzten Kräfte. Cécile litt die ersten Tage an Übelkeit und Migräne, sie lag mehr herum als dass wir Fahrrad fuhren.

Der Verkehr wurde immer dichter und Percy's Knie knirschten immer schmerzhafter. 


Nachdem wir die Serpentinen des letzten kleinen Passes hoch gestrampelt waren und gelegentlich laut fluchend Autofahrer angeschrien hatte, sie sollten uns doch auch etwas Platz lassen, erreichten wir Kathmandu erst als die Sonne schon hinter dem Horizont verschwunden war. 


On top of the hill before Kathmandu
On top of the hill before Kathmandu

Unser letztes Selfie auf dem Velo:

Strassenstaub im Gesicht und das letzte Mal -zumindest für eine Weile- ein "Pässli" besiegt.

Good bye bicycles
Good bye bicycles

Ja -seufz- wir haben uns tatsächlich entschieden die Stahlpferdchen nach Hause zu senden. Mittlerweile sind sie schon am Flughafen und morgen werden sie dann wohl fliegen. 


Es ging alles erstaunlich flott: Nachdem die Airlines uns an eine Cargo Agency verwiesen hatten, holten wir telefonisch einige Offerten ein. 

Währenddessen hatten wir auch gleich zwei Kartons besorgt und diese flott mit den Fahrrädern durch die Stadt transportiert. 


Auf dem Annapurna Trail hatten wir Tof und Simone aus München kennengelernt und sie dann in Kathmandu nochmals getroffen.  Da sie am nächsten Tag nach Hause fliegen würden, boten sie uns an, falls die Möglichkeit bestünde,  die Räder mitzunehmen. -Üblicherweise kann man Fahrräder in Boxen bei einem Aufpreis von fünfzig Franken mitnehmen-


Am nächsten Tag sputeten wir uns also alles sauber zu verpacken.

Doch letztendlich waren die Kisten zu schwer und der Transport auf diese Weise nicht günstiger.


So liessen wir die Räder dann am nächsten Tag vom Public Cargo abholen und während wir am Flughafen über eine Stunde warteten bis der Papierkram erledigt war, nahmen wir Abschied vom Radreisen.


So werden wir ab heute mit dem Rucksack unterwegs sein. Erst werden wir in den Süden von Indien ziehen und dann versuchen über den Seeweg nach Europa zu gelangen. 


Nach den ersten Recherchen stellten wir jedoch fest,  dass es wohl so leicht gar nicht werden wird, oder einfach eine teure Angelegenheit. Wir werden noch sehen. 


Zelt, Schlafsäcke und Kocher haben wir immer noch mit dabei. Denn wir liebäugeln damit vielleicht auf einem der europäischen Fernwanderwege nach Hause zu wandern. 

Aber wiedermal sind es nur Ideen und halbfertige Luftschlösser, wir lassen uns überraschen was unsereren Weg kreuzt.


Während ich mich noch in der "Trauerphase befinde" wendet sich Percy bereits erleichtert  dem möglichen Kauf einer Reisegitarre zu.


Tja, seine Knie und verspannten Muskeln werden ihm dankbar sein etwas weniger belastet zu werden. 


Nun müssen wir uns noch um das indische Visum kümmern und dann warten wir hier in Kathmandu auf Hans und Eva (Percy's Eltern), um ihnen kurz Hallo zu sagen, bevor sie sich auf ihre Nepalrundreise begeben.


Phu! Fühlt sich das komisch an!

Es ist als wäre das Buch fertig gelesen, der Krimi zu Ende und nun steht man da, vor der gähnenden Leere...





Meeting the first Nepali cyclist
Meeting the first Nepali cyclist

Kurz vor Kathmandu kam uns der 21jährige Fahrradfreak entgegen, der bereits 16'000 Kilometer in Nepal abgespult hatte und die meisten Districts mit dem Rad erkundet hatte. Unglaublich. Der junge Mann sprudelte vor Energie während wir in unserer Erschöpfung nur noch matt Lächeln konnten. 


Er war natürlich fasziniert von Percy's Trailer und schnell setzte er sich auf Percy's Sattel und liess sich ablichten und filmen. Nach dem kurzen Intermezzo ging's weiter. Jeder auf seinem Weg, jeder auf seinem Rad.




Spontanious welcoming
Spontanious welcoming
Im Hotel Kathmandu Inn war man natürlich sehr erstaunt über unsere Reise und das hilfsbereite Personal war darum besorgt dass es uns an nichts fehlte. Während wir die Räder putzten und auseinanderschraubten, waren wir wiedermal die Hauptattraktion der Gasse.

Dann am dritten Tage kam ein neugieriger Gast zu uns. Als dieser unsere Geschichte erfuhr, meinte er sogleich, dass er die Presse informieren würde. Ob wir denn heute Abend Zeit hätten. Wir waren dann auf sechs Uhr verabredet. 

Der einflussreiche Master L. Tamatta, ein PowerYoga-Master und Händler von Ayurvedischen Kräutern, ließ seine Beziehungen spielen und tatsächlich kam dann der Pressemann, mit einer Stunde Verspätung allerdings, im Hotel an. Man hatte für uns ein "Banquett-Essen" mit nepalesischen Spezialitäten improvisiert und uns dann sogar mit Blumen bekränzigt.

Wir waren etwas erstaunt, dass der Herr von der Presse kein Interview hielt. Es hieß wir sollten ihm eine Email schreiben woher wir sind und wohin wir gehen. That's it.  Vielleicht noch ein paar Fotos. Hmmm... okey.

Während wir anfangs noch vornehm zurückhaltenden, ja fast scheuen Menschen gegenüber sassen, wurden sie immer lustiger, je länger der Abend dauerte und je weniger in den Bier-und Wodkaflaschen war.

Wir hatten die Ehre mit einem berühmten klassischen Sänger zu skypen und kamen in den Genuss der tollen Stimme von Master Tamatta. 

Was für ein Abend! Wiedereinmal waren wir herzlich berührt über diese liebenswürdige Geste und dankbar für die neue Gesellschaft.

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